Am 31. 12. 2017 wurde das Kernkraftwerk (KKW) Gundremmingen B gemäß geändertem Atomgesetz von 2011 endgültig abgeschaltet. Ein Vorgang der in Presse und Rundfunk wenig Erwähnung fand, da das Kernenergiekapitel in Deutschland der Vergangenheit angehört. Dennoch sollten getroffene Entscheidungen in ihrer Wirkung weiterverfolgt werden um Erfahrungen zu sammeln und Rückschlüsse ziehen zu können. Was war und welche Folgen hat die Stilllegung.

Am 16. März 1984 begann das KKW mit der Stromproduktion für das öffentliche Netz und speiste seitdem mit sehr hoher Verfügbarkeit jedes Jahr rund 10 Milliarden Kilowattstunden Strom in das Netz ein. Dies entspricht gut 10 % der bayrischen Grundlastversorgung von Industrie und Haushalten. Im internationalen Vergleich ist dies ein absoluter Spitzenwert, der auch ein Beleg für den hohen Betriebs – und Sicherheitsstandard des Kraftwerkes ist.

Neben der stabilen Stromproduktion wird durch das Kraftwerk die Umwelt entlastet, indem im Vergleich zu Kohlekraftwerken der Atmosphäre jedes Jahr rund 10 Millionen Tonnen CO2 erspart werden, also in 33 Betriebsjahren 330 Millionen Tonnen. Das ist ebenfalls eine fantastische Bilanz die erst im Vergleich zu regenerativen Energieträgern richtig gewürdigt werden kann.

Nehmen wir eine große Windenergieanlage (WEA) mit einer Leistung von 3 MW. Diese produziert entsprechend den deutschen Windverhältnissen durchschnittlich 750 Kilowatt /h und damit großzügig gerechnet 7 Mio. KWh pro Jahr, was zu einer Entlastung der Atmosphäre um gerade einmal 7 000 Tonnen CO2 im Jahr führt (Mittelwert Braunkohle-, Steinkohlekraftwerk 1000Gr. CO2 / KWh https://www.bundestag.de/blob/406432/70f77c4c170d9048d88dcc3071b7721c/wd-8-056-07-pdf-data.pdf )

Um wieder zu einer ausgeglichenen Umweltbilanz zu kommen müssen ca.1500 große WEA mit jeweils 3 MW Leistung gebaut werden. Nach deren Inbetriebnahme wäre die Mehrbelastung der Umwelt durch den Wegfall von Gundremmingen wieder neutralisiert. Nachteilig ist dabei, dass die Volatilität und die Stromleistungsspitzen des Netzes noch extremer werden, wobei die Minimaleinspeisung wie die Vergangenheit gezeigt hat, an mehreren Tagen eines Jahres nahezu Null bleibt. Um Weihnachten am 20. 12. und 22. 12. 2017 war dies wieder der Fall. Um einen Black out zu vermeiden musste Strom an unsere Nachbarn verschenkt werden und mussten noch mal rund 50 Millionen € draufgezahlt werden damit sie den Überschussstrom auch annahmen.

Um Stromnetzzusammenbrüche zu vermeiden müssen notgedrungen im Umfang der weggefallenen Leistung von Gundremmingen Gaskraftwerke zugebaut werden, was der CO2 Emission nicht dienlich ist. Der Zubau von Grundlastkraftwerken ist solange nötig, wie keine ausreichende Stromspeicherkapazität (ca. 8- 10 TWh) geschaffen werden kann. Die Mehrheit der Fachwelt ist sich darin einig, dass dies aus technischen und geografischen Gründen nicht gemeistert werden kann. Solange die Regierung an dem verkorksten Erneuerbare- Energien -Gesetz festhält bleibt Deutschland bis auf weiteres nur der teure Parallelbetrieb von regenerativen Erzeugungsanlagen und ein zu hundert Prozent der benötigten Verbraucherleistung bereitstehender konventioneller Kraftwerkspark der ja nach Wetterlage in Betrieb genommen wird, d.h. aufgrund der Vorrangeinspeisung der regenerativen Energien nur im Anforderungsbetrieb arbeitet.

Zum Schluss steht noch die Frage nach den im Betrieb des KKW Gundremmingen angefallenen radioaktiven Abfällen im Raum, da gerade die Endlagerung in Deutschland sehr kritisch und emotional gesehen wird. Mit einer vereinfachten Rechnung, die aber die Realität gut trifft, ergeben sich während der Laufzeit des KKW rund 900 t hochradioaktiver Abfall, das entspricht 90 beladenen CASTOR- Behälter (136t Reaktorkern plus 33 Jahre mal 24 t/ Jahr = 928t). Die Lagerung der CASTOREN erfolgt bis zu deren Endlagerung in den Zwischenlagern des Bundes. http://www.bfe.bund.de/DE/ne/zwischenlager/zentral/zentral_node.html

https://www.google.de/search?q=gns+castoren&rlz=1C1EODB_enDE563DE572&tbm=isch&source=iu&ictx=1&fir=oEARFUgWgnx6PM%253A%252C85PBUXVVDDZKoM%252C_&usg=__gPmRe_c9WXMaGClhuDXEhrGwjAU%3D&sa=X&ved=0ahUKEwi_7ozsttLYAhVGuRQKHf4bD_oQ9QEIUzAG#imgrc=oEARFUgWgnx6PM:

Ende 2019 wird die nächste KKW Anlage vom Netz genommen und 2021 sowie 2022 nochmals je 3 Anlagen. Damit wird die Umwelt um weitere 70 Millionen Tonnen CO2 belastet, für deren Neutralisierung weitere 10 000 Windanlagen mit jeweils 3 MW Leistung erforderlich sind. Für die Regierung wird es immer schwieriger ihre internationalen Verpflichtungen zur CO2 Reduktion einzuhalten, für die Haushaltsstromkunden wird es immer teurer und aus blühenden Naturlandschaften werden so Industrielandschaften gemacht, die bislang noch die Mehrheit der Bevölkerung begeistern.