Sommerwetter, Sonnenschein und allgemein gute Laune, aber nicht überall. Neben den Bauern sind es vor allem Eigentümer regenerativer Erzeugungsanlagen die Sorgen um ihre Strom- und damit Einnahmenbilanz haben und die schlechte CO2 – Bilanz sollte auch Umweltpolitiker nicht unberührt lassen. Der heiße Sommer zeigt die Grenzen einer Stromerzeugung aus Wind –  und  Sonnenenergie auf. Triviale allseits bekannte, aber in der Energiediskussion von Politikern und Medien immer wieder bewusst oder unbewusst verdrängte Tatsachen entfalten in diesem Sommer über ganz Deutschland, ja Europa ihre Wirkung:

  • An heißen Sommertagen, in Hitzeperioden, d.h. Hochdruckwetterlagen kommen Winde zum Erliegen und Windanlagen zum Stillstand. Die Rotoren von rund 57 000 MW installierter Windanlagenleistung in Deutschland drehen sich kaum noch und die Stromproduktion geht gegen Null.
  • An heißen Sommertagen nimmt der produzierte Sonnenstrom ab, da der Wirkungsgrad der Solarmodule mit zunehmender Hitze schlechter wird. Neben dem nächtlichen Totalausfall ist auch die Tagesausbeute der rund 44 500 MW installierter Solarleistung miserabel.
  • Deutschland ist geografisch zu klein um bei ausgedehnten Hochdruckwetterlagen im Norden / Süden / Osten / Westen nennenswerte Wetterunterschiede zu haben. Es ist ein unrealistischer teurer Windtraum bei besonderen Wetterlagen einen nennenswerten Energieausgleich über Deutschland herbeiführen zu wollen. In abgeschwächter Form gilt das sogar für Europa.
  • Bei lang anhaltender Hitze nimmt die bereits heute nur im geringen Umfang zur Verfügung stehende Pumpspeicher- Wasserkapazität wegen Wassermangels weiter ab und vergrößert das Problem einer zu geringen Stromspeicherreserve für Flautentage.
  • Wenn onshore kein Wind ist, ist meistens auch offshore nur wenig Wind. Land- und Seewindanlagen ergänzen sich dadurch nur bedingt.
  • Für die Winterzeit gilt allgemein, dass der Solarstromanteil auch tagsüber wo Höchstlast gebraucht wird oft sehr gering bis Null ist und bei dichtem Nebel und starken Frost gibt es wenig bis keinen Wind.
  • Eine weitere nicht mit Wetterlagen zusammenhängende, aber dennoch wichtige Stellgröße der verfügbaren Leistung und Stromproduktion ist die nächtliche Dunkelheit und damit der komplette halbtägige Ausfall der installierten Solarleistung (ca. 44 500MW). Dabei ist zu beachten, dass der Strombedarf nachts oft über 50 % der Tageshöchstlast liegt. Fehlende Leistung muss durch konventionelle Kraftwerke (Kohle, Gas, Kern) vorgehalten werden, die dann zum Einsatz kommen.

Leistungs- und Strombilanz der Wind – und Solarenergie der heißen Monate April bis Juli 2018:

April 2018                                 Wind und Solar             Prozent von P

Installierte Leistung, P          100457 MW

  • Maximumwert                     49183 MW                  48,96 %
  • Mittelwert                            19359  MW                   19,27 %
  • Minimumwert                       2174  MW                    2,16 %
  • Stromerzeugung                13939 GWh                   19,27%

Mai 2018

Installierte Leistung, P          101176 MW

  • Maximumwert                  48 860 MW                48,29 %
  • Mittelwert                          17828  MW                  17,62 %
  • Minimumwert                    1053  MW                     1,04 %
  • Stromerzeugung               13264 GWh                 17,62 %

Juni 2018

Installierte Leistung, P          101407 MW

  • Maximumwert                 50859  MW                 50,15 %
  • Mittelwert                          15575  MW                 15,36 %
  • Minimumwert                    1412  MW                   1,39 %
  • Stromerzeugung             11214 GWh                 15,36 %

Juli 2018

Installierte Leistung, P          101 493 MW

  • Maximumwert                 40 703 MW                40,10 %
  • Mittelwert                           14373 MW                14,16 %
  • Minimumwert                     1215  MW                  1,20 %
  • Stromerzeugung              10693 GWh                14,16 %

Die Stromerzeugungsbilanz der letzten vier Monate ist schlicht und einfach verheerend. Von der über 100 000 MW installierten Wind – und Solarleistung standen in diesen Monaten im Minimum nur ein bis zwei Prozent, d.h. 1000 bis 2000 MW zur Verfügung und im Mittel gerade einmal 16,6 %, also nur rund 17 000 MW. Die Strom- Bedarfsdeckung musste überwiegend von den konventionellen Kraftwerken übernommen werden, teilweise zu 100 %. Die folgende Grafik zeigt beispielhaft die Situation vom Juli 2018. Die braune Fläche entspricht der Energiebedarfsdeckung durch konventionelle Kraftwerke. Sie dürfen nach dem Erneuerbare – Energien –  Gesetz, EEG, nur in dem Umfang  eingesetzt werden, wie die regenerativen Energien nach ihrer privilegierten Vorrangeinspeisung den Strombedarf nicht decken können. Ohne die konventionelle Stromeinspeisung  wäre es in Deutschland  monatelang rabenschwarz.

Auszug aus Grafik von Herrn Prof. Dr. Ing. H. Alt „Ausgewählte Kapitel der Energiewirtschaft; Stromerzeugungsmix, Leistungsbedarf im Juli 2018“

Zu hoffen ist, dass dieses ernüchternde Ergebnis zu einer neuen  Energiediskussion, frei von ideologischem Ballast, frei von Ökoträumerei, frei von Geldmacherei führt. Politiker, Wirtschaftsvertreter, Meinungsmacher etc. sollten für einen Moment mal behindernde Scheuklappen ablegen und erneut über Chancen, Grenzen und Risiken regenerativer Energien nachdenken.

Ein blindes immer weiter so, ein immer weiterer Ausbau der Sonnen- und Windenergie wie er mit der Zielsetzung für 2030  – „Deckung unseres Strombedarfs zu 65 % durch erneuerbare Energien“ –   vorgesehen ist führt in eine teure Sackgasse. Die installierte Wind- und Sonnenleistung wird immer größer, die Erzeugungsspitzen werden immer extremer, der Erhalt der Netzstabilität wird immer schwieriger, der Verkauf von Stromspitzen  ins Ausland unter Draufzahlung vieler Millionen wird stark zunehmen und die Stromkosten werden weiter steigen. http://www.politimpuls.de/2017/11/08/energiepolitik-mit-negativen-strompreisen-und-zweifacher-bezahlung/

Ein weiterer Zubau regenerativer Energie ändert nichts daran, dass es im Tages- und Jahresverlauf nennenswerte Zeiten geben wird in denen praktisch keine Wind – und Sonnenenergie zur Verfügung steht und damit der gesamte Strombedarf durch konventionale Kraftwerke gedeckt werden muss. Bereits heute ist die gesamte deutsche konventionelle und regenerative Leistung mit rund 200 000 MW mehr als doppelt so hoch wie zur Spitzenbedarfsdeckung (ca. 82 000 MW) nötig wäre. Wir haben bereits einen 100 % redundanten Kraftwerkspark aus Wind- und Sonnenleistung sowie konventioneller Leistung. Wir marschieren also stramm auf eine Verdreifachung des Spitzenbedarfs zu.

Die regenerativen Stromkosten die heute über das EEG – Gesetz bereits mit rund 25 Milliarden Euro pro Jahr von den Stromhaushalten subventioniert werden, würden weiter kräftig ansteigen und gerade sozial schwache Haushalte überproportional belasten.

Deutschland braucht einen neuen Ansatz zur CO2 Begrenzung unter Einbeziehung aller Wirtschaftszweige, besonders des Verkehrs. Das planwirtschaftliche, ineffiziente, den Bürger abzockende, vermögensumverteilende, umweltbelastende EEG Gesetz hat versagt und gehört entsorgt. Die Energiewende ist eine reine Katastrophe, wie an der deutschen CO2- Emission, die mit ca. 800 Mio. Tonnen pro Jahr seit 2010 unverändert hoch geblieben ist, leicht zu erkennen ist. Deutschlands beanspruchte Führungsrolle in der Umweltpolitik ist passé. Verbal sind wir noch Spitze, nur ernst nimmt in der Welt unsere energiepolitische Planwirtschaft mit den verordneten Planzahlen niemand mehr. Hier gilt es anzusetzen und unseren bisherigen Weg zu hinterfragen. https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-deutschland#textpart-1

Die deutsche Stromversorgung muss auf ein neues solides Fundament mit ausgewogener Balance zwischen Ökologie, Ökonomie und Stromliefer-, Netzsicherheit gestellt werden. Die Energiewende braucht eine kreative Haltepause zur Bewertung der realisierbaren Möglichkeiten. So herrscht zum Beispiel bei der Frage nach den Strom- Speichermöglichkeiten eine heillose verwirrende Meinungsvielfalt die von Ideologen und Wirtschaftsprofiteuren dominiert wird, aber an der Realität vorbeigeht. Mehr dazu folgt im nächsten Beitrag.