Müssen wir Deutsche bei allem was uns am Herzen liegt immer so extrem, absolutistisch vorgehen und warum sind wir nicht in der Lage einen ausgewogenen sachlich begründeten Mittelweg zu finden? Warum müssen wir aus der Kohleindustrie komplett aussteigen und warum behalten wir zur Flexibilität unserer Energieversorgung nicht einen Kohlesockel? 2038 ist vielen Grünen immer noch zu spät, so auch der Chefin Annalena Baerbock „ Die Klimakrise wartet nicht“. Am 25. 01. 2019 dem Tag der Entscheidung der Kohlekommission zur Beendigung der Kohleindustrie und der Vorlage des Abschlussberichtes gab es wieder einmal die allseits bekannte deutsche Euphorie. In deutscher Manier wurde von Politikern mit viel Eigenlob und einem Mix aus Sendungsbewusstsein, Hochmut und Weltverbesserung, der Welt missionarisch verkündet das Deutschland wieder einmal voranschreitet und Vorbildhaftes für unseren Planeten leistet. Beispiele dieser Lobeshymnen befinden sich am Ende dieses Artikels. Man feierte den Beginn der zweiten großen Deindustrialisierung Deutschlands. Nach der Aufgabe der Kernenergieindustrie in 2011 folgen nun die konkreten Schritte zur Beendigung der Kohleindustrie mit Tagebauten und Kraftwerken, die ein Jahrhundert lang das Rückgrat der deutschen Stromerzeugung bildeten. Auftragsgemäß hat die Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ ihren Abschlussbericht mit konkreten Handlungsempfehlungen vorgelegt, bei deren Umsetzung sichergestellt werden soll, dass die für den Sektor Energiewirtschaft im Klimaschutzplan der Bundesregierung aus dem Jahre 2016 enthaltenen Klimaschutzziele unter Beachtung einer sozialverträglichen Umsetzung und des Zieldreiecks Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit erreicht werden.

Im Einsetzungsbeschluss und den Auftrag an die Kommission hatte die Bundesregierung nochmal bekräftigt ihre selbstverpflichtenden nationalen, europäischen und internationalen (Pariser Klimaabkommen) Klimaschutzziele umzusetzen, um so bis zum Jahre 2050 zu einer weitgehend treibhausgasneutralen deutschen Wirtschaft und Gesellschaft zu kommen. Das schließt die von der Kohlekommission nicht behandelten Sektorziele Gebäude, Verkehr, Industrie und Landwirtschaft mit ein.

Wie die allgemeinen Reaktionen auf den Abschlussbericht zeigen, scheinen der gefundene Kompromiss und die Handlungsempfehlungen der Kohlekommission die betroffenen Parteien weitgehend zufrieden zu stellen, wohl auch weil er großzügige Kompensationszahlungen und viel Geld für alle Risiken des Kohleausstiegs vorsieht. Geld für Arbeitsplatzverluste und Rentenansprüche, Geld für die Kohleregionen, Geld für die Unternehmen, Geld für die Bevölkerung und die Industrie zur Kompensation steigender Strompreise, Geld für den Strukturwandel, für neue Behördenansiedlungen, sowie Forschung und Förderung und vieles mehr wie die nachfolgende kurze Zusammenfassung von Empfehlungen der Kohlekommission zeigt.

Empfehlungsliste:

  1. Stilllegung der gesamten Kraftwerkskapazität von 42,6 GW und des letzten Kohlekraftwerkes bis 2038.
  2. Stilllegung von 12,6 Gigawatt bis 2022 und weiteren 13 GW bis 2030 auf dann max.17 GW.
  3. Der Hambacher Forst sollte wenn möglich erhalten werden.
  4. Ausgleich von Lohneinbußen und Rentenabschlägen sowie Maßnahmen zur Wiederbeschäftigung, Weiterbildung usw. entlassener Arbeitnehmer. Für die sozialverträgliche Abfederung schätzt die IG BCE Kosten in Höhe von 5 Mrd. €.
  5. Entschädigung der Betreiber für vorgezogene Stilllegungen.  Im Gespräch sind ca. 600 Mio. € pro GW. Ist zwischen Regierung und Betreiber zu verhandeln. Sollte keine Einigung bis zum 30. Juni 2020 erzielt werden, soll eine ordnungsrechtliche Lösung mit Entschädigungszahlung erfolgen. Verhandlungslösung für das neue Kraftwerk Datteln 4 suchen, um Meiler nicht in Betrieb zu nehmen.
  6. Begrenzung des Strompreisniveau für private Haushalte und Unternehmen.
  7. Entschädigung privater und gewerblicher Stromverbraucher durch eine adäquate Kompensation Kohle – Ausstiegs bedingter höherer Strompreise durch Entlastung beim Netzentgelt. Kosten mindestens 2 Mrd. € / Jahr, Einstellung im Bundeshaushalt.
  8. Kompensation der Kosten der erneuerbaren Energien für die stromintensive Industrie durch Beibehaltung der Befreiung von Netzentgelten und Beibehaltung der Strompreiskompensation für den europäischen CO2 –Emissions- Zertifikate- Handel bis 2030. Verhandlungen mit der EU werden empfohlen.
  9. Strukturhilfen in Höhe von 2 Mrd. € / Jahr über 20 Jahre zur Abfederung des Strukturwandels in der Lausitz, im Mitteldeutschen und im Rheinischen Revier (rund 20.000 Arbeitsplätze direkt betroffen, 60 – 80 000 Arbeitsplätze indirekt). Verankerung der Bundesmittel (40 Mrd.€) in einem Maßnahmengesetz.
  10. Ansiedlung neuer Behörden und Schaffung von 5000 Behördenjobs in den betroffenen Kohlerevieren bis spätestens 2028 .
  11. Löschung von nationalen Emissionszertifikaten im Umfang der durch Kraftwerksstilllegungen eingesparter CO2 – Mengen im Rahmen des Europäischen Emissionshandels ab 2021.
  12. Schaffung verlässlicher Rahmenbedingungen für weitere Investitionen in erneuerbare Energien um einen systemdienlichen und marktkonformen Ausbau erneuerbarer Energien auf 65 % bis 2030 sicherzustellen. Anpassung der jährlichen Zubau-Mengen und Entwicklung der Reviere zu Modellregionen für die Energiewende.
  13. Ausweisung, Akzeptanz und Genehmigung ausreichender Flächen für Windenergieanlagen und Freiflächen für PV-Anlagen um den Ausbau der erneuerbaren Energien auf 65 % sicherzustellen.
  14. Sicherstellen der Versorgungssicherheit im Energiebinnenmarkt durch Weiterentwicklung des Versorgungssicherheits-Monitoring und des Risikomanagements.
  15. Schaffung von Investitionsanreizen sofern nicht rechtzeitig neue Kraftwerke (Gas, KWK) im Einklang mit der Stilllegung von Kohleanlagen errichtet werden.
  16. Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) in der Energieerzeugung.Schaffung stabiler Rahmenbedingungen für Investitionen in neue moderne KWK-Systeme.
  1. Nutzung grüner Gase (H2 von regenerativem Strom) durch Förderung der Umstellung von Kohle- auf Gas–KWK.
  2. Beschleunigung der Genehmigungsverfahren für neue Gaskraftwerke.
  3. Bei Bedarf Ausbau der Kraftwerks-Kapazitätsreserve für den Fall sich abzeichnender Risiken bei der Versorgungssicherheit.
  4. Gewährleistung der Systemsicherheit, Netzstabilität und Schwarzstartfähigkeit. Damit Kohlekraftwerke aus der Kraftwerksreserve stillgelegt werden können, sollen adäquate Gasturbinen und Speicher errichtet werden.
  5. Modernisierung und Ausbau der Übertragungs- und Verteilernetze. Intelligente Nutzung der Netze und Nutzung smarter Lösungen.
  6. Förderung von Innovationspotentialen bei den Netzen und Stromspeichern.
  7. Absenkung der Stromsteuer und Überarbeitung des Systems von Steuern und Abgaben, Entgelte und Umlagen im Energiebereich damit eine effektive Sektorkopplung von Strom, Wärme, Gas und Kraftwerke erfolgen kann. Dabei spielen die Herstellung von Wasserstoff, die Power to Gas (PtG) und die Speicherung von Strom eine zentrale Rolle.
  8. Einführung einer sozialverträglichen CO2 – Bepreisung mit Lenkungswirkung auch in den Sektoren außerhalb des Europäischen Emissionshandels (Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft).
  9. Anhang 5 und 6 “Konkrete Projekt- und Maßnahmenvorschläge zur Strukturentwicklung“  (200 Seiten) zum Gelingen des Strukturwandels. Jedes Revier stellt ein eigenständiges, fortschreibungsfähiges und evaluierbares regionales Entwicklungskonzept auf, bei dem je nach Bedarf Investitionen in bestimmte Bereiche gelenkt werden, wie Verbesserung der Infrastruktur, Ausbau Glasfaser- Internet, Ansiedlung von Firmen, Behörden, Hochschulen, Forschung etc.

Der Bericht enthält keinerlei Einschätzungen zu den Herausforderungen bei der Umsetzung der Empfehlungen noch enthält er irgendwelche Risikoabschätzungen, Geschweige denn Kostenanalysen. Ein wirklich dünnes, rein politisch motiviertes Papier. Deshalb werden nachfolgend ein paar Fragen aufgeworfen und betrachtet.

Link zum Abschlussbericht und den Klimaschutzzielen.

https://www.kommission-wsb.de/WSB/Redaktion/DE/Downloads/abschlussbericht-kommission-wachstum-strukturwandel-und-beschaeftigung.pdf?__blob=publicationFile&v=4

https://www.bundestag.de/blob/543798/743f401f49bea64a7af491c6d9a0b210/wd-8-009-18-pdf-data.pdf

Ist der Kohleausstieg wie von der Kommission empfohlen machbar und welche Risiken sind damit verbunden?

Der Bericht sagt zur Machbarkeit indirekt nur, sofern die Regierung die Empfehlungen fristgerecht umsetzt und alle Risiken managt, ist der Ausstieg machbar. Faktisch beinhaltet der Bericht nur vier magere Daten, nämlich die Höhe der Kohlekraftwerks – Stilllegungsleistung bis 2022 und 2030, die Nennung des endgültigen Datums 2038 zur Stilllegung der gesamten Kraftwerks- und Bergwerksindustrie und die Angabe der Höhe von 40 Milliarden Euro Strukturhilfe für die betroffenen Kohleregionen. Alles andere sind pauschale Empfehlungen mit Aufgaben- und Handlungszuweisungen an die Regierung zur Umsetzung des Vorhabens.

Der Bericht liest sich wie ein Wünsch- Dir -Was -Papier, indem zwar einige Risiken angedeutet werden, die dann aber geschickt mit cleveren Empfehlungen an die staatliche alles regelnde sozialistischen Planwirtschaft zur Lösung weitergereicht werden. Politiker und Regierung haben dies begierig aufgegriffen, wie ihre Statements zeigen. So entsteht der Eindruck in der Bevölkerung, dass der Kohleausstieg ein leichter Spaziergang werden wird, auf dem viel Gutes für das Land und die Welt bewirkt wird.

Warum die Bundesregierung die Kommission nicht verpflichtet hat ein zum Empfehlungspapier begleitendes Fakten- und Risiko- Abschätzungspapier zu erstellen und auch Alternativen vorzulegen bleibt schleierhaft. Zum zweiten Mal nach der Ethikkommission bedient sich die Bundesregierung bei immens wichtigen volkswirtschaftlichen Weichenstellungen einer mit geringer Fachkompetenz besetzten Personengruppe, die über die Stromversorgung Deutschlands für die nächsten 50 Jahre entscheidet. So wird der Weg der künftigen Energieversorgung nicht im offenen Diskurs im Parlament errungen, sondern außerhalb. Die Empfehlung der Kommission wird nun als „großer gesellschaftlicher und politischer Konsens“ der Bevölkerung dargestellt und dementsprechend beschritten. Alternativen sind vom Tisch und Merkel braucht wie in den letzten 13 Jahren keine Entscheidung unter alternativen Lösungsansätzen zu treffen. Unter dieser Alternativlosigkeit ist schon die AfD geboren worden und nun heißt es wieder „ Augen zu und durch“.

Der Kohleausstieg birgt zwei große Risiken. Zum einen, dass es eben nicht gelingt die Kohleregionen in“ blühende Landschaften“ zu verwandeln und dafür sind 40 Mrd. € verteilt auf die Reviere über 20 Jahre nicht gerade ein Jungbrunnen. Zum anderen, dass es nicht gelingt das Zieldreieck Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit für die langfristige Stromversorgung Deutschlands zu gewährleisten. Diese Risiken liegen nun beim Staat. Scheitert die Energiewende an der Wirtschaftlichkeit und / oder an der sicheren Stromversorgung sind die Auswirkungen für die Industrie und die Bevölkerung gravierend und wird der allgemeine Wohlstand der Bevölkerung Schaden nehmen.

Wenn es z. B. nicht gelingt fristgerecht große Stromspeicher zu entwickeln – und danach sieht es nicht im Geringsten aus- müssen zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit, dem „Blutkreislauf der Wirtschaft“, die stillgelegten Kohlekapazitäten durch neue Gaskraftwerke ersetzt werden. Wir leisten uns dann ein Doppelsystem der Stromversorgung, ein Regeneratives und ein Konventionelles, was die Strompreise stark in die Höhe treiben wird. Zur Verhinderung einer Abwanderung der Industrie wird wohl oder übel die Bevölkerung diese Kosten  kompensieren müssen.

Am 24. Januar 2019, einen Tag vor der Empfehlung der Kohlekommission war erneut drastisch zu sehen wie instabil die Wind- und Solar- getriebene Stromversorgung ist. 30 000 Windenergieanlagen (WEA) standen still und Millionen installierter Solarmodule lieferten kaum Strom. Herr Prof. Dr. Alt formulierte dies ironisch treffend so „Die Natur hatte beschlossen, aus der Windstromerzeugung auszusteigen“. Den ganzen Tag über gab es, von der Nordsee bis zu den Alpen kein Wind, die Sonne schien nicht und in Bayern waren die Solaranlagen mit Schnee bedeckt. Trotz dieser alarmierenden Sachlage stürmt Deutschland, wie 1605 /15 der der Realität entrückte Don Quijote, unbeirrt den eingeschlagenen Weg weiter, ohne auch nur einen Augenblick mal sich das Erreichte (Verfügbarkeit WEA 21 %, Solar 11%, tagelang Nullproduktion, extreme Volatilität etc.) anzusehen und zu bewerten, ob dieser kapitalintensive Weg und die mickrige Solarenergieproduktion für Deutschland wirklich das Gelbe vom Ei sind?

Grafik von Herrn Prof. Alt: Stromerzeugung aus Wind- und Solaranlagen, Netzlast, Export/Import und Börsenwerte im Januar 2019

Die braune Fläche entspricht i. w. der Stromproduktion der konventionellen Kohle-und Kernkraftwerke. Man sieht, dass es ohne diese Leistung im Januar 10 Tage lang  Zappen duster gewesen wäre. Den Zappelstrom durch Wind und Sonne gibt es das ganze Jahr über, was zu einer verheerenden Strombilanz, dem Ergebnis zwischen installierter Nennleistung und Stromausbeute führt, wie die Stromerzeugung von 2018 zeigt.

Windenergieanlagen: Nennleistung 49,5 GW, Stromproduktion 111,5 TWh, damit Verfügbarkeit 21,4 %. Solarenergie: Nennleistung 45,9 GW, Stromproduktion 45,8 TWh, damit Verfügbarkeit 11,3 %. In 2017 waren die entsprechenden Zahlen 21,5 % bzw. 10,5 % und so geht es trotz massiven Zubaus von Wind- und Solaranlagen seit 10 Jahren.

Hierüber herrscht im Kreis der Ökonomie -Gewinnler und der Ökologie-Ideologen ein beherztes Schweigen, aber irgendwann platzt diese Blase und dann wird es umso schwieriger, je weiter wir den Irrweg gegangen sind.

Energiecharts Fraunhofer Institut. https://www.energy-charts.de/energy_de.htm?source=all-sources&period=annual&year=2018

Ist es vertretbar, dass Deutschland komplett aus der Kohleindustrie aussteigt?

Nein. Deutschland verliert mit einem Schlag sein in 100 Jahren erworbenes wertvolles Know How und ist damit für den Welthandel auf diesem Sektor nicht mehr relevant. Deutschland begibt sich mit dem sensiblen volkswirtschaftlichen Bereich „ Strom“  in eine unzulässig große Abhängigkeit von Gaslieferländern wie Russland und den USA (Fracking–Gas). Durch die gleichzeitige Deindustrialisierung der Kernenergie und der Kohleindustrie verliert die deutsche Stromerzeugung ihre absichernde Breite und wandelt nun auf einem schmalen Pfad der regenerativen Energieerzeugung, im Wesentlichen durch Wind und Solar. Diese Einseitigkeit birgt ein hohes Systemrisiko und verstößt gegen den Grundsatz der Diversität. Aufgrund der systemeigenen Risiken von Wind – und Solarenergie sind zunehmende Netzinstabilitäten, steigende Stromkosten, Verlust der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Industrien und weitere Kostenumlagen auf die Bevölkerung vorgezeichnet. Auch besteht ein heute nicht gesehenes Risiko in einer Änderung des Zeitgeistes der Bevölkerung. Niemand kann heute garantieren, dass in ein – zwei Jahrzehnten der überwiegende Teil der Bevölkerung noch hinter dem massiven Ausbau von Wind- und Sonnenenergieanlagen mit ihrer physischen, akustischen und optischen Zerstörung von Natur steht. Ein sich änderndes Umweltbewusstsein mit neuen Bürgerinitiativen gegen Naturzerstörung durch Wind – und Solaranlagen, gegen Monokulturen auf den Feldern, gegen Windkraft im Wald würde die gesamte deutsche Stromerzeugung aufgrund ihrer nun beschrittenen Schmalspurigkeit ins Wanken bringen.

Extreme Positionen, die sich in der fanatisch angestrebten treibhausgasneutralen gesamten deutschen Wirtschaft und Gesellschaft ausdrücken sind gefährlich. Ein für die Volkswirtschaft und die Bevölkerung risikoärmerer Weg wäre gewesen, die Energieversorgung breiter aufzustellen und einen Sockel der Kohleindustrie zur energiepolitischen Flexibilität zu erhalten. Noch sinnvoller wäre es gewesen dies mit einem Sockel an CO2-freier Kernenergie zu verbinden, aber diese Alternative ist bereits Geschichte.

Die Kommissionsempfehlung sieht bis 2030 einen Rückgang der Kohlekraftwerkskapazität auf 16 GW vor. An diesem Punkt hätte die Vernunft über eine besessene grüne Ideologie siegen müssen, indem eine vertretbare Restkohleindustrie als alternativer Lösungsweg, zumindest als Haltepunkt,  definiert worden wäre. Ein Energiemix aus Gas, Kohle, Wind, Bio, Hydroenergie und bedingt Solarenergie wäre belastbar. So z.B. mit 60 % regenerativer Energie, 25 % Gas und 15 % Kohleenergie. Bei einem Bedarf von 80 GWel stetig verfügbarer Kraftwerksleistung kämen auf die Kohle 12 GWel.

Dies würde eine CO2- Emission von ca. 82 Mio. t/Jahr bedeuten, was 0,22 % der weltweiten CO2 Emission entspricht. Das langfristige CO2 – Minderungsziel der Bundesregierung, minus 70 % bis 2040 gegenüber 1990 und  80- 95 % CO2 -Minderung bis 2050 wäre mit 82 % Minderung für diesen Sektor erreicht worden (Energiewirtschaft 466 Mio.t CO2 1990).

Stattdessen geht Deutschland konsequent den Weg der Deindustrialisierung weiter. Die Genindustrie ist passé, die Kernenergie wurde handstreichartig 2011 durch eine Physikerin geopfert, die Kohleindustrie und die Bergbauindustrie sind jetzt an der Reihe und als nächstes liegt der ökonomisch, wie ökologisch hervorragende Dieselmotor auf dem Opferaltar und danach geht es womöglich dem Ottomotor an den Kragen. Es ist ein gewagtes Spiel linksgrüner Fanatiker aller Parteien.

Und da gibt es noch die umschriebene Empfehlung der Kommission, dass vor der Inbetriebnahme stehende weltweit modernste, lastwechselfähige,  CO2- arme  Steinkohlekraftwerk Datteln 4 stillzulegen und dafür alte Kohleblöcke im Osten länger laufen zu lassen. Die Sinnhaftigkeit dieser Empfehlung bleibt wohl ein Geheimnis der Kommission. Sie ist aber symptomatisch für eine sich breit machende  Dekadenz und Überheblichkeit der Eliten indem man die Kosten dieser Empfehlung in Höhe von rund 2 Milliarden  €uro (Investition und entgangener Gewinn) kurzerhand  der Bevölkerung aufgebürdet.

Wer managt den Kohleausstieg?

Die Empfehlungsliste der Kommission zeigt klar auf, dass die Regierung die Aufgabe des Projektleiters und die Verantwortung für den geordneten Kohleausstieg und für die Gewährleistung der Systemsicherheit und Netzstabilität zu übernehmen hat und auch gerne übernimmt. Ziffer 9, 10,12,13,14, 17, 18, 19,20, 21 und 22 der Empfehlungsliste. Das gesamte System ist in eine sozialistische Planwirtschaft überführt worden in der die Regierung nun über entsprechende Gesetzgebungen die Betroffenen Industrien und Regionen steuert. Verträge mit den Kraftwerksbetreibern zur Entschädigung vorzeitiger Stilllegungen von Kraftwerksblöcken und zur sozialen Absicherung von vorzeitig entlassenen Beschäftigten. Gesetzesänderungen zur Begrenzung der Strompreise für private Haushalte als auch für die Industrie. Vereinbarungen mit den Kohleländern für Strukturhilfen in Höhe von 40 Mrd. €. Schaffung von Rahmenbedingen für weitere Investitionen in erneuerbare Energien und systemdienlichen, marktkonformen Ausbau. Ausweisung, Akzeptanz und Genehmigung ausreichender Flächen für Windenergieanlagen und Freiflächen für PV-Anlagen usw.

Die Lenkungshoheit liegt beim Staat, Industrie und nachgeschaltete Staatsbehörden (Bundesnetzagentur etc.) sind Ausführende. Gesetzesmonster wie das „Erneuerbare Energie- Gesetz“ sind erneut wahrscheinlich und starre detaillierte Einzelvorgaben anstatt flexible Rahmenbedingungen für die Industrie sind zu erwarten.

Wer zahlt die Zeche? Woher kommt das Geld?

Die Empfehlungsliste der Kommission enthält viele Punkte zur Übernahme von Kosten  und Kompensationszahlungen gemäß Ziffer 4,5,6,7,8,9,10,15,16,22,23 und 24 für u.a. entlassene Arbeitnehmer, für die Industrie, für private Haushalte, für Regionen usw. Aber egal wie man es dreht, ist es letztendlich nur ein hin und her Geschiebe von Geld aus verschiedenen Budgettöpfen des Bundes, es sind schlicht und einfach  Taschenspielertricks zur Verschleierung der tatsächlichen Kosten. Alle Kosten werden letztendlich auf die Bevölkerung abgewälzt, über Steuererhöhungen und / oder Strompreiserhöhungen und über höhere Kosten von Produkten und Waren aufgrund gestiegener Strompreise. Kernenergiestrom und Braunkohlestrom sind mit rund 2 Cent /KWh nun mal die preiswertesten Energien, erneuerbarer Strom kostet ein Vielfaches und ist nach wie vor der teuerste Strom. Der gleichzeitige Ausstieg aus beiden Industriezweigen wird für die Bevölkerung und die Volkswirtschaft sehr teuer werden. Bislang zahlt die Bevölkerung über das EEG – Gesetz ca. 25 Mrd. € pro Jahr für regenerativen Wind- und Solarstrom. Der jetzt eingeleitete Industrie – und Strukturwandel wird diese Kosten weit übertreffen.

Wieviel CO2 wird eingespart?

Deutschland hat seit rund 10 Jahren wegen der abnehmenden CO2 – freien Kernenergie- Stromproduktion eine praktisch gleichbleibend hohe CO2- Emission von rund 800 Mio. t / Jahr und unter Beachtung aller Umweltemissionen (Methan, Stickoxyde etc.) rund 900 Mio.t / Jahr Gesamtemission, was im Bericht mit CO2 – Äqu. ausgedrückt wird. Dies entspricht 2,4% der weltweiten Emission von 37, 1 Mrd. t in 2018.

Die CO2-Emission des hier betrachteten Sektors Energiewirtschaft betrug 2017 330 Mio. t und um diese Emission geht es beim jetzigen Kohleausstieg. Senkt man ihn auf null, würde der deutsche Anteil an der weltweiten Emission auf 1,5 % sinken. Aufgrund der systemeigenen Unzuverlässigkeit von Wind und Solarenergie ist dies jedoch nicht erreichbar, so dass Kohlekraftwerke durch Gaskraftwerke ersetzt werden müssen, die in etwa 50 % des CO2 moderner Kohlekraftwerke emittieren. Unter der Annahme, dass im Endzustand des Wind- und Solarausbaus noch ein Viertel des gesamten Stroms aus Gaskraftwerken geliefert werden muss (Stromverbrauch 2018 544 TWh), würde der Energiesektor auf Dauer noch rund 70 Mio.t CO2 emittieren, d.h. 0,84 % der weltweiten CO2 -Emission.

Deutschland hat durch seinen technologischen Doppelausstieg aufgrund der Mehrbelastung von ca. 10 Mio.t CO2 pro stillgelegten KKW Probleme seine CO2 Verpflichtungen auf allen Sektoren zu erfüllen (siehe Grafik). Kein EU – Land geht dabei so extrem vor wie Deutschland. Sie sind  rationaler und weniger ideologisch und erreichen dadurch ihre Klimaschutzziele einfacher. So setzen 13 EU- Länder schwerpunktmäßig auf einen Energiemix aus Gas-,Kern-,Bio-, Wasser-, und Windenergie, fünf Länder auf Gas-, Wasser- und Bioenergie, nur zwei Länder haben einen nennenswerten Anteil an Solarenergie, Deutschland und Italien, und nur ein Land, Deutschland, versucht seine gesamte Energieversorgung komplett auf eine regenerative Basis umzustellen, wobei wir bedauernswerter weise kaum Wasserenergie haben. Kohlefrei sind in der EU Lettland, Luxemburg, Litauen und Schweden. Auszug aus Abschlussbericht Seite 23, neuer Bericht Seite 17.

Umweltziel der Regierung (fehlende Zahlen auf den grünen Säulen; Prozentsatz Minderung gegenüber 1990) 2020: 40 %, 750 Mio. t; 2030: 55 %, 560 Mio. t; 2040: 70 %, 375 Mio. t., 2050 80 – 95 % kleiner 250 Mio.t CO2. Sektorziele Seite 16 Energiewirtschaft 2030 183 Mio.t und 2050 kleiner 93 Mio. t CO2.

Wie aus der Grafik gut zu erkennen ist, kann sich die Regierung glücklich schätzen, dass der Bezugspunkt das Jahr 1990 ist, also ein Zeitpunkt mit CO2- qualmenden Kraftwerken, Braunkohlehausbrand, stinkenden Trabi etc. aus der DDR- Zeit.  Nach Anpassung an den technischen Stand bis 2000 hat sich in den folgenden 20 Jahren bei der Gesamtemission kaum noch etwas bewegt. Dennoch feiern sich Umweltjünger, Umweltlobbyisten und Politiker ohne Unterlass und täglich hört man die Märchen von den CO2 – Erfolgen aus der Medien, mit neuen Rekorden bei der Wind- und Solarproduktion.

Eine nüchterne Einordnung der angestrebten deutschen CO2- Minderung in die weltweite Emissionsentwicklung zeigt, dass wir relativ betrachtet nur wenig bewegen können und es keinen Grund für eine übereilte komplette Kraftwerksstillegung gibt. Die langfristige innovative Zielsetzung, die Kontinuität des Handels und der optimale Kapitaleinsatz sind entscheidend. Nur wer beim optimalen Kapitaleinsatz, beim erzielten Grenznutzen pro investiertem €uro weltweit vorne liegt wird am Ende das beste Ergebnis vorweisen, wird Emissions- Minderungsweltmeister.

Der Anstieg des anthropogenen, also vom Menschen verursachten CO2, hat weltweit nach einer abgeflachten Steigerung zwischen 2011 bis 2016 wieder stark zugenommen. Die Gesamtemission betrug 2015 35,5 Mrd. t und 2018 37,1 Mrd. t, was in nur drei Jahren einem CO2 – Zuwachs von 1,6 Mrd. t entspricht und dies trotz Pariser Umweltabkommen und vieler Umweltkonferenzen. Hauptverursacher sind China (28 % der Weltemission, 10,3 Mrd.t CO2 ), Indien und mit Abstand gefolgt die Entwicklungsländer. In den USA (5,3 Mrd. t CO2) ist die CO2 -Emission   aufgrund der Verdrängung von Kohle durch Fracking – Gas  rückläufig. https://rhg.com/research/preliminary-us-emissions-estimates-for-2018/

Das in den Entwicklungsländern die Emissionen durch Energiewachstum weiterhin kontinuierlich zunehmen werden ist verständlich, da bereitgestellte Energie und Strom das Tor für mehr Wohlstand öffnet und darauf haben diese Menschen einen moralischen und tatsächlichen Anspruch. Bei China, dem Land mit dem größten BSP der Welt, größer als das der USA, sieht die Sache anders aus. Ihm wurden im Pariser Klimaabkommen zu viele Freiheiten eingeräumt, insbesondere hätte man China niemals zugestehen dürfen bis 2030 seinen Treibhausgasausstoß erhöhen zu dürfen mit den bekannten drastischen Folgen für die Umweltverschmutzung, Naturzerstörung und brutaler Luftverpestung . Zum Glück ist eine Prozessumkehr im Gange mit großen Investitionen in CO2- freie Kern- und regenerative Energien.  

Warum wurde ein so anspruchsvolles Emissionsziel bis 2022 gesetzt?

Das Kommissionsziel für 2022 ist eine große Herausforderung zumal im selben Zeitraum die Kernenergie sukzessiv beendet wird. Allein zur Kompensation des CO2- freien Kernenergiestrom (70 Mio. t CO2 / Jahr) müssen rund 11 000 4 MW große Windenergieanlagen errichtet werden. Hinzu kommen die Herausforderungen zur Errichtung neuer Gaskraftwerke, Netze und die Strukturänderungen in den Kohleregionen.

Die deutsche Ausstiegshektik ist nicht sachlich, sondern nur aus dem politischen Blickwinkel her zu verstehen. Der deutsche Umweltmusterschüler hat sich mit seinem weltweit einmaligen Energiemix in eine schwierige Lage manövriert, wird sein eigenes Emissionsziel 2020 nicht erreichen, was  Länder weit Häme hervorgerufen  hat und möchte nun bei der weltweiten Überprüfung der Verpflichtungsziele in 2023 nicht erneut patzen. Das Öko-Musterland würde dann endgültig nicht mehr auf gleicher Augenhöhe wahrgenommen werden.

Wird der richtige Weg zur Emissionsminderung beschritten?

Der ungebremste Anstieg der CO2- Emission der Welt belegt, dass der derzeitige Ansatz trotz Pariser Umweltabkommen und steter Klimakonferenzen bislang nicht erfolgreich ist. Der Weltgipfel in Rio de Janeiro in 1992 liegt 26 Jahre zurück. Damals betrug die weltweite Emission rund 22 Mrd.t und  in wenigen Jahren steuert die Welt auf eine Verdopplung zu. Worte und Daten klaffen auseinander, die eingeleiteten Maßnahmen scheinen wenig wirksam zu sein. Deutschland ist hierfür ein klassisches Beispiel, trotz eines enorm hohen Finanzeinsatzes von 25 Mrd. € / Jahr nur für den Energiesektor treten wir auf der Stelle. Ein klassisches Beispiel sozialistischer Planwirtschaft, an deren Ende die DDR pleite war.

Der Kopenhagener Statistiker und Politwissenschaftler Björn Lomberg der mit seinem Institut „Copenhagen Consensus Center“ nach günstigsten Lösungen für die drängendsten Probleme der Welt sucht, hält den aktuellen Ansatz der EU beim Klimaschutz für nicht zielbringend, da für jeden Euro der innerhalb der EU dafür ausgeben wird gerademal 3 Cent an Klimafolgen in der Zukunft vermieden werden. Schlechter kann man nicht wirtschaften und schlechtere Ergebnisse sind nicht vorstellbar.

Er sieht den wichtigsten Ansatz in einer massiven Ausweitung der Forschung und Entwicklung energiefreundlicher preiswerter Energien, die, wenn sie konkurrenzfähig sind automatisch ältere umweltschädlichere Energieträger ablösen. Als ein Beispiel nennt er die Fracking- Industrie in den USA, die die Kohle mehr und mehr zurückdrängt. Neue preiswerte CO2 -arme Energien können Armut, eine der Hauptursachen für Umweltzerstörung, beseitigen und das Bildungsniveau in den Entwicklungsländern erhöhen. Aber, so sagt er, muss jedem klar sein das F & E Zeit braucht und so sollte der Klimawandel endlich auch als Jahrhundertprojekt begriffen und auch so gemanagt werden.

Die Antwort nach dem richtigen Weg ist schwierig, aber zumindest sollte man von Zeit zu Zeit prüfen, ob der beschrittene Weg einschließlich der Steuerung der gewaltigen Investitionen der richtige ist und hieran gibt es berechtigterweise Zweifel.

https://www.lomborg.com/publications   https://www.scinexx.de/news/geowissen/co2-ausstoss-steigt-ungebremst/

 Lobeshymnen deutscher Politiker

Finanzminister Olaf Scholz sagt “ Wir richten die Energieversorgung Deutschland komplett neu aus“, der Anspruch müsse sein Deutschland zu einem „energiepolitischen Vorzeigeland weiterzuentwickeln“

Wirtschaftsminister Peter Altmaier sieht die Versorgungssicherheit trotz Abschaltung der Kraftwerke für gewährleistet und die Klimaziele für das Jahr 2030 jetzt als erreichbar an.

In den Ergebnissen der Kohlekommission sieht Umweltministerin  Svenja Schulze eine Signalwirkung auch für andere Länder. Viele Länder schauen auf uns, sie wollen wissen, wie wir den Ausstieg aus der Kohle hinkriegen….Ich bin fest davon überzeugt, dass ein starkes Industrieland wie Deutschland die Energiewende schaffen und dabei noch stärker und moderner werden kann….So ähnlich klang es auch beim abrupten Ausstieg aus der Kernenergie im Jahr 2011, wo wir auch als Schrittmacher und Musterschüler vorangehen wollten.

Schlechte Kohlejobs in den Revieren sollen durch gute Jobs im Bereich regenerative Energien ersetzt werden. Beim Strompreis geht Schulze aufgrund von Studien ihres Hauses keineswegs von steigenden Strompreisen durch den Kohleausstieg aus. Eine naive Vorstellung.

Svenja Schulze trägt genauso dick auf ihre Vorgängerin Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, die im Vorfeld der internationalen Klimakonferenz in Paris 2015 die deutschen Klimaschutzziele dargelegt und in typisch deutscher Manier der Welt verkündet hatte „Deutschland kann vorangehen und andere Staaten mitziehen, damit es der Weltgemeinschaft gelingt, das 2-Grad-Ziel einzuhalten“. Auf der UN -Weltklimakonferenz  Ende 2017 war die Politik großer Ankündigungen krachend gescheitert. Die Kanzlerin mit ihrem früheren schmückenden Beinamen „Klimakanzlerin“ gehörte der Vergangenheit an und Hendricks musste eingestehen, dass Deutschland sein eigenes Klimaschutzziel für 2020, die Treibhausgasemission um 40 Prozent gegenüber der Emission von 1990 auf dann 751 Mio. t / Jahr zu reduzieren, nicht erreichen wird. Die frühere Bewunderung der deutschen Energiewende war Makulatur geworden. Zur Gesichtswahrung erfolgte dann die Ankündigung auf der nächsten UN–Klimakonferenz im Dezember 2018 in Kattowitz ein Bekenntnis zum Kohleausstieg abzugeben. Auch hieraus wurde nichts Handfestes, weil die Kohlekommission sich noch nicht geeinigt hatte

Die ausländische Berichterstattung verbucht diese Gefühls- und Handlungsamplituden achselzuckend als typisch deutsch, was man aus der Vergangenheit her kennt. Ideologische Verblendung und Verbissenheit bis zum bitteren Ende.