Wie es der Titel des Buches bereits ausdrückt, wird die weltweit einmalige und ungewöhnliche 70-jährige Geschichte der friedlichen Nutzung der Kernenergie in Deutschland von ihren Anfängen in den 1950er Jahren bis zur Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke am 15. April 2023 mit all ihren politischen, gesellschaftlichen und industriellen Facetten erzählt. Das Drehbuch dazu liefern die Akteure dieser Zeit aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Medien – vielschichtig, aufbrausend und häufig widersprüchlich. Der Buchautor, in diesem Fall ich selbst, moderiert als Zeitzeuge und Kenner der Szene das Geschehen.
Von Anfang an ist Spannung im System, große Zeitabschnitte des politischen, gesellschaftlichen und medialen Kampfes, um die richtige Energiepolitik haben den Charakter eines Politik-, Gesellschafts- und Technothriller, weniger den eines Ringens um eine zielgerichtete, solide Energiepolitik.
Die Geschichte selbst gibt Antworten auf viele bis heute im Raum stehende Fragen. Wie erfolgte der kometenhafte Aufstieg der Stromkonzerne und der Atomkraft in Deutschland? Wie deren Niedergang? Was bewog Politiker und Parteien von glühenden Protagonisten zu dogmatischen Antagonisten zu werden? Welche Rolle spielte die neue grüne Partei bei dieser Entwicklung und warum wechselte nach der SPD 1986 auch die Union 2011 die Seiten, obwohl sie ein halbes Jahr zuvor die Laufzeiten der Kernkraftwerke verlängert hatte? Ging es bei all den Positionswechseln um die Atomkraft oder um parteipolitische und persönliche Profilierungen und Machtansprüche?
Woher kam und wie entwickelte sich die breite soziale Bürgerbewegung gegen Atomenergie, gegen Atomkraftwerke, gegen Castortransporte und Endlagerung? Warum gibt es in Deutschland eine so große Angst vor radioaktiver Strahlung und Endlagerung? Hat der Staat bei der Frage der Endlagerung versagt? Wurde die ungelöste Endlagerung als Spielball divergierender politischer Interessen für den Atomausstieg instrumentalisiert? Welche Macht haben die Medien auf die Energiepolitik Deutschlands ausgeübt und haben sie den Atomausstieg herbeigeschrieben? Und schließlich mit Blick in die Zukunft: Ist die Energiewende ohne Kernenergie ein Erfolg oder eine Fehlentscheidung?
Zu all diesen Fragen gibt die Geschichte der Kernenergie in Deutschland Antworten. Es ist ein Buch mit zwei Bänden. Der Erste kam kurz vor Weihnachten auf den Markt, Anfang März folgt Band 2. Es ist ein Werk zur Meinungsbildung über diese Zeit. Lassen Sie sich hineinversetzen in das Spannungsfeld des Auf- und Abstiegs der Atomenergie in Deutschland.

Themen im Buch Band 1:

Der Einstieg in die Geschichte der Kernenergie beginnt mit dem langen, schmerhaften Weg den die im Dezember 1938 von Hahn, Meitner und Straßmann neu entdeckte Spaltungsenergie nimmt bis sie schließlich auch für friedliche Zwecke, im Wesentlichen zur Stromproduktion genutzt wird. Der kriegerische Wettlauf um die Vorherrschaft der ultimativen Waffe und der langsame Wandel hin zur Kontrolle von Kernwaffen und spaltbaren Kernmaterialien wird skizziert.
Ein Kapitel widmet sich der Einstellung der Politik zu der neuen Energie. Es wird gezeigt mit welcher Euphorie ab Mitte der 50er Jahre die friedliche Nutzung der Kernenergie als „Geschenk des Himmels“ begrüßt wird und mit welchem Tatendrank die politischen, rechtlichen und grundlagenforschungsmäßigen Voraussetzungen für den neuen Wirtschaftszweig der Kerntechnik mit Tätigkeitsfeldern in der elektrischen, chemischen und anlagentechnischen Industrie durch den Staat geschaffen werden.
Die Geschichte der Elektrizität mit seiner revolutionären Wirkung auf die Gesellschaft und die Industrie ist Thema eines weiteren Kapitels. Die Macher jener Zeit werden vorgestellt, ferner wird aufgezeigt wie das Ringen um beste technische Lösungen, um Markteintritt und flächendeckende Verbreitung und schließlich um Marktmacht zwischen den großen Akteure GE, WHC, Siemens, AEG im Elektromarkt und E.ON und RWE im Strommarkt ablief und wie die Kernenergie ihren Platz bei diesen Playern einnimmt.
Die Steuerung der Energiepolitik durch staatliche Energieprogramme von Willy Brandt bis Olaf Scholz mit ihren Zielvorgaben zum gewünschten Energiemix zur Energieversorgung Deutschland ist ein weiteres Themenfeld. Es wird dargelegt, wie die Politik auf weltweite Einflüsse und Ereignisse, wie Ölkrisen in den 1970er Jahren, Umweltkrisen in den 1980er, Tschernobyl 1986, Fukushima 2011 sowie die aktuelle Klimakrise mit angepassten Energieprogrammen reagiert hat und wie sich die Prioritäten der deutschen Energiepolitik bei der Gewichtung von Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit über die Jahrzehnte hin verändert haben.
Der Weg der Stromkonzerne zur Nutzung der Kernenergie wird behandelt, ihr anfängliches Zögern mit Prioritätensetzung auf Kohle, dann der behutsame Einstieg über kleine Demonstrations-Kernkraftwerke und schließlich der Durchbruch Anfang der 1970er Jahre mit den großen Leistungsreaktoren und hoher Rendite. Es folgt die Sturm-und-Drang-Periode über zwei Jahrzehnte mit Aufstieg in den Olymp der weltweit sichersten und in der jährlichen Stromproduktion besten Anlagen, gefolgt durch den langsamen, aber steten Niedergang durch eine zunehmende politische, mediale und gesellschaftliche Ablehnung der Atomkraft.
Im Kapitel „Atomkraft, nein Danke! Teil I“ wird die Geschichte des Widerstandes gegen Atomkraft behandelt. Es wird gezeigt, dass die Anti-Atomkraft-Bewegung nicht linear verlaufen ist, sondern in vier aktiven und passiven Phasen und regional unterschiedlichen Landstrichen. Die Ursachen für Befürchtungen und Ängste von Bürgern gegen Atomkraft werden dargelegt und es wird gezeigt, wie der gewaltfreie Widerstand am Oberrhein gegen das geplante AKW Wyhl geführt worden ist und wie sich daraus der deutschlandweite Mythos von Wyhl gegen Atomkraft entwickelt hat. Ein anderes Bild zeigte der Verlauf der großen Demonstrationen gegen die AKW Brokdorf, Grohnde und dem Brüter Kalkar sowie die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf. Hier kommt es zu brutalen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Welchen Anteil daran radikale kommunistische Gruppen haben und was ihre eigentliche Zielsetzung ist, wird aufgezeigt. Und schließlich wird der weitestgehend friedliche und erfolgreiche Kampf der Wendländer gegen das geplante Entsorgungszentrum mit großer Wiederaufarbeitungsanlage und gegen eine Endlagerung in Gorleben nachvollzogen.
Die Ursachen für den langsamen, aber steten gesellschaftlichen Wandel einer zunächst positiv eingestellten Politik und Gesellschaft zur Kernenergie hin zu einer ablehnenden Haltung werden erläutert und mit Beispielen untermauert, wie die Verbreitung neuer Publikationen über Gefahren der Atomenergie, von z.B. Holger Strohm „Friedlich in die Katastrophe“, von Petra Kelly „Prinzip Leben“, vom Publizisten, Journalisten und Zukunftsforscher Robert Junk mit dem Kassenschlager „Der Atom-Staat. Vom Fortschritt in die Unmenschlichkeit“, das Waldsterben in der 1980er, das Ozonloch am Südpol, Fischsterben im Rhein sowie eine sich ändernde Einstellung der Menschen zur Natur und schließlich ein neues Denken über die Grenzen wirtschaftlichen Wachstums mit zunehmender Ablehnung von Großindustrie. Potenzielle Gefahren eines Atomkrieges und schließlich Tschernobyl 1986 bewirken ihr Übriges gegen die Atomkraft.
Die Gründung der Grünen mit Positionierung gegen Atomenergie und die Positionsänderung der SPD von einer hochbegeisterten Partei pro Kernenergie hin zu einer Partei gegen Atomenergie wird beschrieben. Ferner werden die Ursachen für den Bruch mit der Kernenergie aufgezeigt, wozu u.a. der Reaktorunfall in Tschenobyl, eine geänderte nun ablehnende Einstellung vieler Sozialdemokraten zu Großtechnologien und Hinwendung zu soften Energien gehört, aber auch die Suche nach einem neuen Identitätsprofil der Partei mit dem sie sich publikumswirksam von der Regierungspartei Helmut Kohls abgrenzen und gleichzeitig verlorene Wähler von den Grünen zurückgewinnen kann. Es wird gezeigt, wie radikal dogmatisch fortan die neue Anti-Atomkraft-Politik der SPD als ein zentrales Element der Oppositionspolitik betrieben wird und wie sich die SPD mit dieser Haltung jeglicher Flexibilität in energiepolitischen Fragen gegenüber der Union und der FDP beraubt.
Dieser Artikel wird mit den Themen des Buches Band 2, Kernbrennstoff-Rezyklierung/Brütersysteme, Castortransporte, Endlagerung, Macht der Medien, Fukushima, Atomausstieg und Bewertung der Entscheidung fortgeführt.
ENDE